Am 2. Juli feiern wir die Begegnung
von Maria mit ihrer Verwandten Elisabeth.
Beide sind schwanger.
Maria noch blutjung, Elisabeth bereits in vorgerücktem Alter.
Beide sind unerwartet schwanger geworden,
Maria durch das Wirken des Heiligen Geistes,
Elisabeth nach der Ankündigung des Engels,
der ihr noch in ihrem Alter ein Kind verheißt –
neues Leben, mit dem sie nicht mehr gerechnet hat.
Sie begegnen sich voll Freude, und die Freude springt über
auf die Kinder in ihren Leibern.
Elisabeth spürt das „Hüpfen“ in ihrem Leib
und beide loben Gott voll Dankbarkeit.
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Der biblische Text von Lukas, der von dieser Begegnung erzählt,
hat eine theologische Aussage.
Mit den Müttern begegnen sich bereits
die ungeborenen Kinder: Jesus und Johannes.
Und diese stehen für die Begegnung der beiden Testamente,
für den Übergang des Alten in das Neue Testament.
Der Übergang ist kein Abbruch,
er fließt hinüber in einer Begegnung zwischen Frauen und Kindern,
zwischen Frauen unterschiedlicher Generationen
und ungeborenen Kindern.
Der Text steht für die Zeit der Erfüllung,
die im Ersten Testament angekündigt wird
und mit der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus anbricht.
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Über diese theologischen Aussagen hinaus
ist dieser Text aber auch ein schönes Zeugnis
für das Leben vor der Geburt.
Die Heilige Schrift spricht nicht nur über das Leben nach dem Tod,
noch nicht einmal zuerst.
Sie spricht vor allem vom Leben hier und jetzt,
in das Gott sein Wort hineinspricht,
in das Er selber kommt, um es mit uns zu leben,
in das Leben, das von einer Liebe getragen wird,
die nicht erst mit der Geburt beginnt
und nicht mit dem Tod endet.
Eine Liebe ohne Anfang und Ende,
einfach ewig.
Sie spricht vom Leben vor der Geburt.
Weil sie von dieser bedingungslosen Liebe Gottes spricht.
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Gott trifft den Menschen schon vor der Geburt.
Wo der kleine Mensch im Werden ist,
bereits mit vollständigem Bauplan in den Zellen.
Das vielleicht schönste Zeugnis ist Psalm 139.
Aber eben auch diese Begegnung von Maria und Elisabeth.
Auch wenn der Text nicht primär sagen will,
dass Kinder schon im Mutterleib Gefühle haben können,
sagt sogar die Wissenschaft genau das.
Warum sollten sie sie nicht haben?
Vielleicht spüren sie tatsächlich Freude,
wenn sie etwa Mozart hören?
Weil sie das Schwingen der Harmonie spüren.
Oder sie spüren die Glückshormone der Mutter,
wenn diese Mozart hört.
Wie kann jemand sagen, das sei kein Mensch?
Wie kann jemand so tun,
als sei ein Embryo oder ein Fötus
so etwas wie eine Zellgeschwulst,
die weg muss, wenn sie stört?
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Warum sollte das Leben des Ungeborenen nicht vollwertig sein,
wie das eines geborenen Kindes?
Warum sollten den Kleinsten die Menschenrechte nicht gelten?
Warum soll ein Kind nichts wert sein,
solange man es noch nicht mit bloßem Auge sieht?
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Die aktuelle Diskussion über Abtreibung
verdrängt ein Faktum,
das durch nichts wegdiskutiert werden kann:
EIN KIND WIRD GETÖTET.
Genauso wie damals im Römischen Reich,
als dem Pater Familias das Neugeborene
vor die Füße gelegt wurde
und er es ansehen und entscheiden sollte,
ob es leben durfte oder nicht.
Heute wird das Kind noch nicht einmal mehr angeschaut.
Wir lassen ihm keine Chance,
schauen ihm vor dem Töten nicht mehr in die Augen.
Könnte, wer es täte, es noch töten?
Manches Argument klingt plausibel:
„Mein Uterus gehört mir.“
So sagen diejenigen, die meinen,
ein Kind in sich zu töten sei ein Menschenrecht.
Diejenigen stimmen zu, die an dem Tötungsauftrag verdienen,
und der eine oder andere Kindsvater,
der nicht zahlen will.
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Man kann sicher diskutieren,
welches das geeignete Mittel ist,
um Eltern zu einem liebevollen Ja zu ihrem Kind zu ermutigen.
Drohung sicher nicht.
Ganz sicher muss behutsam und liebevoll
mit den werdenden Müttern umgegangen werden.
Ganz sicher muss mitbedacht werden,
unter welchem Druck sie stehen,
nicht selten durch manchen Kindsvater,
der die Frau für sich alleine will,
ohne Kind.
Ja, auch das wird verdrängt,
so wie die psychischen Probleme der Mutter nach dem Eingriff,
die kaum einen drängenden Vater oder tötenden Arzt interessieren.
Ganz sicher brauchen Familien massive Hilfe,
vor allem alleinstehende Mütter.
Ganz sicher brauchen Kinder eine Art Kinderrente,
damit kein Kind zur finanziellen Belastung wird
und kein Kind unter der Armutsgrenze leben muss.
Und ganz sicher muss denen widersprochen werden,
die zwar gegen Abtreibung, aber für Todesstrafe sind,
die ihr Haus mit Schusswaffen dekorieren,
jederzeit aufgeladen und greifbar.
Energisch muss protestiert werden gegen diejenigen,
die die drohende Abtreibung weißer Kinder auf die Straße bringt,
aber das Leben schwarzer Mütter, Väter und Kinder im Mittelmeer
für sie nicht zählt.
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Wer nicht Leben für ALLE will,
ist nicht für das Leben.
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Doch aller Zorn über diese Leute ändert nichts an dem,
was bei der Abtreibung tatsächlich geschieht:
EIN KIND WIRD IN DEN TOD GETRIEBEN.
Eine Kultur, die menschliches Leben ab in den Tod treibt,
ist der ideale Nährboden
für weiteres Abtreiben menschlichen Lebens in den Tod,
in Schießereien und Kriegen.
Missachtung menschlichen Lebens ist die Petrischale,
in der eine Haltung gedeiht,
die in letzter Konsequenz zu Kriegen führt.
Denn wo störendes Leben im Kleinen ab in den Tod getrieben wird,
wird es auch im Großen aus dem Weg gebombt.
Nicht unbedingt von denselben Leuten,
aber… es ist dieselbe Logik:
Dieser Mensch stört,
er steht meinem Plan im Weg.
Ab in den Tod!
Die stärkste Waffe gegen den Krieg
ist die Umkehr,
die radikale Zuwendung zum Leben.
Leben für ALLE.
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Maria und Elisabeth begegnen sich,
sie helfen sich gegenseitig.
Ihre Haltung ist nicht Ab in den Tod,
sondern: Auf ins Leben!
Sie loben den Spender allen Lebens,
dem sie fest vertrauen.