Der Akt der Grundsteinlegung für das neue Wohnprojekt am 22. März 2023 markiert für uns Schwestern den Auftakt zu einem wichtigen Kapitel in der Geschichte unserer Gemeinschaft, die im März nächsten Jahres ihren 170. Geburtstag feiern wird. Zählt man übrigens die Kapitel unserer bewegten Geschichte nach Umzügen, so beginnen wir nun bald das 7. Kapitel. Es wird vielleicht ein letztes – hoffentlich langes – Kapitel sein, und doch kein „Ende“, sondern Übergang in etwas Neues: Übergang in eine „erweiterte Gemeinschaft“, wenn man so will, mit Menschen, die bald hier mit uns unter einem Dach wohnen werden.
Früher liefen auf diesem kleinen Flecken Erde Hühner, Rinder und Schweine herum, und Schwestern bearbeiteten Felder, um die junge wachsende Gemeinschaft zu ernähren. Heute, wo wir in die Jahre gekommen und zahlenmäßig geschrumpft sind, öffnen wir den Raum für das Wohnen und die Unterstützung und Begleitung älterer Menschen, wo sie in Ruhe zusammen mit uns die Ernte vieler Lebensjahre einfahren können, getragen von einer betenden Gemeinschaft, deren Beten für alle offen ist.
Es ist unser größter Wunsch, dass sich die Menschen hier wohlfühlen können. Gerade im Alter werden wichtige Erfahrungen gemacht, Überraschendes und Erfüllendes, aber auch schmerzliches Loslassen-Müssen, das existenzielle Fragen aufwirft und spirituelle Sehnsucht aufbrechen lässt. Und da tut es gut, nicht nur in einem wunderschönen Haus optimal versorgt zu sein, sondern auch Wegbegleiter zu haben.
Wenn wir dazu etwas beitragen können, ist das eine sehr schöne Aufgabe, mit der wir eine neue Ausprägung unserer benediktinischen Berufung leben können, während wir freilich auch selber den Weg des Alterns und Loslassens gehen und genauso das Dasein unserer neuen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner, so hoffen wir, als Geschenk erfahren werden.
Wir sind, was dieses Projekt angeht, einen langen Weg gegangen, vom ersten „Suchen und Fragen, hoffen und sehn“, wie ein neues geistliches Lied beginnt, bis hin zum „Planen und Bauen, Neuland begehn“, wie das Lied weiter singt. Solche Wege haben immer auch mit Glauben zu tun: Glauben an den Sinn eines Projektes, aber auch „an einander glauben und sich verstehn“, also: einander vertrauen. Für uns Schwestern bedeutet es auch: Glauben an den Weg, den Gott uns führt, Raum eröffnen, der in diesen Mauern „Leben für viele“ bergen wird. Und, wie der Refrain des Liedes schließlich ausruft: „So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.“ Es ist das Ja zum Leben und zu lebendigem Miteinander auch in erlebten Grenzen, das Sterben des Neins der Resignation und Verzweiflung.
Wir haben das Gelingen dieses Projektes vielen Menschen zu verdanken: der gbt natürlich, die das Gelände erworben hat und das Projekt mit Herzblut angegangen ist, dem Architekten Max Dudler und seinem Team, dessen Entwurf uns überzeugte, Herrn Knopp und Herrn Leineweber von der Pflegegesellschaft St. Martin, die uns mit ihrem perfekt durchdachten Konzept des Service-Wohnens beeindruckten, der Stadt mit ihrem Entgegenkommen, dem Generalvikariat mit engagiertem Rat und Hilfe, den Maurern und Handwerkern, die jetzt in Aktion treten und unsere Bewunderung wecken.
Eine Person darf nicht unerwähnt bleiben – eine, die ganz am Anfang stand und ohne die das Projekt vielleicht nie angegangen worden wäre: Es ist Bernd Michels, der ehemalige Ortsvorsteher von Kürenz. Er war sofort Feuer und Flamme, als wir ihm vor 10 Jahren unsere zunächst noch zögerlichen Ideen mitteilten. Er half uns, die Ideen weiter zu konkretisieren, öffnete uns den Blick für reale Möglichkeiten, knüpfte die nötigen Kontakte, ebnete den Weg ins Rathaus und ermutigte uns immer wieder mit seinem ansteckenden Optimismus.
Ja, wir erleben, wie sich die Mosaiksteinchen immer wieder zusammenfügen, und das ist uns ein Zeichen, dass der Weg sinnvoll ist und Gott ihn mit uns geht. An ihn richtet sich nun auch unser größter Dank und unsere Bitte um seinen Segen für das weitere Gedeihen.
Weitere Berichte und Fotos zur Grundsteinlegung und Infos zum Wohnprojekt:
Grundsteinlegung am Kloster Bethanien