Anbetung ist für viele Menschen heute ein fremdes Wort. Dabei ist das „Anbeten“ geradezu ein Charakteristikum unserer Zeit geworden. Menschen beten das an, was sie total erfasst, nicht loslässt. Wer heute etwa in Zügen reist, kann sich vorkommen wie in einem mobilen Tempel, in dem ganze Generationen die „ewige Anbetung“ des Smartphones praktizieren. Auch Schönheit wird angebetet, vor allem die eigene (zumindest die Wunschvorstellung davon), oder ein Mensch, der zum Idol geworden ist. Leistung wird angebetet, Geld, wirtschaftliches Wachstum, Profit, Prestige, Macht, Sex, Individualismus etc. J’adore …, sagen die Franzosen.
Und immer, wenn wir diese Dinge anbeten, ist es das eigene „Ego“, das etwas davon haben will, das stimuliert oder betäubt werden will. Wir amputieren es sozusagen von uns selbst und stellen es auf einen imaginären Altar, wo wir es beweihräuchern. Was wir anbeten, herrscht über uns. Wer sein Smartphone anbetet, starrt den ganzen Tag darauf und gibt es kaum aus der Hand. Wer sein „Ego“ anbetet, wird von einer Karikatur des eigenen Selbst beherrscht.
In der Eucharistischen Anbetung beten wir dankbar die Liebe an, von der und auf die hin wir leben wollen. Nicht „liebe“ Gedanken oder Gefühle, nicht einen Gott, der uns bucklig macht oder in eine Genickstarre versetzt, sondern die Liebe in Person: Gott selbst, der die Liebe ist. Liebe, die Nähe schenkt und befreit, die Halt gibt und das Dasein verwandelt. Göttliche Liebe, die Mensch wird, Fleisch und Blut, Weg der Befreiung, gegenwärtige Wahrheit, Auferstehung und Leben. Wo diese Liebe angebetet wird, herrscht sie – nicht über uns, nein, in uns! Und wo sie in uns herrscht, amputiert sie nicht unser Selbst, sondern heilt und verwandelt es. So ermächtigt sie uns zum Lieben – in der Freiheit des Herzens.
Und zieht Kreise…
Eucharistische Anbetung ist ein zweckfreies Tun,
das aber nicht ohne Frucht bleibt.
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