Unser heutiger Standort (Umzug vom Gartenfeld nach Kürenz: 1922)
Als die Trierer Benediktinerinnen am Himmelfahrtstag 1922 im Stadtteil „Gartenfeld“ ihre Zelte abbrachen und in ihr neu erbautes Kloster in Trier-Kürenz feierlich einzogen, handelte es sich nicht um eine Neugründung, sondern nur um einen Umzug. Dieser markierte aber eine wichtige Wende im Leben der Gemeinschaft, die unter der unerträglichen Enge im Gartenfeld sehr gelitten hatte.
Neben Chorgebet und Anbetung widmete sich die rasch wachsende Gemeinschaft in Kürenz hauptsächlich der Landwirtschaft und der Paramentenstickerei. Trotz großer materieller Schwierigkeiten erlebte der Konvent in den 20er und 30er Jahren bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges eine Blütezeit, in der das monastische Leben sich entfalten und festigen konnte. Mit dem Ausbruch des Krieges wurde die Klostergemeinschaft mit neuen Zerreißproben konfrontiert. Die befürchtete Enteignung durch die Nationalsozialisten blieb dank der Armut des Hauses aus, doch gegen Ende des Krieges musste ganz Trier zwangsevakuiert werden. Die Benediktinerinnen fanden mit ihrem Vieh im Moselort Wintrich großzügige Aufnahme. Als besonders schweren Einschnitt erlebten sie in dieser Zeit die Nachricht von der völligen Zerstörung ihres leerstehenden Klosters, das bei der Bombardierung Triers vom 2. Februar 1945 schwer getroffen worden war. Sobald es wieder möglich wurde, kehrte die Gemeinschaft nach Trier zurück, wo die Vinzentinerpatres den Nonnen eine Etage ihres Hauses überließen. Von dort aus brachen die Schwestern vier Jahre lang mit ihren Handwagen täglich ins benachbarte Kürenz auf, wo sie ihre Felder bestellten, den Schutt wegräumten und das Kloster unter Anleitung teils eigenhändig wieder aufbauten. 1949 konnten sie endlich in ihr geliebtes Kloster Bethanien wieder einziehen.
Nur langsam erholte sich der Konvent von den Strapazen des Krieges und des Wiederaufbaus. Bald standen erneut Aufbrüche ganz anderer Art an. Der klösterliche Alltag bekam durch die Erneuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils und der neuen Konstitutionen ein neues Gesicht. Äußerlich wurden die Veränderungen besonders auffällig durch die Neugestaltung der Kapelle im Geist des Konzils. 1964 übernahm der Konvent die Hostienbäckerei der Schwestern vom Guten Hirten in Trier. Daraufhin wurden große Teile des Ackerlandes und die Weinberge an die Bischöflichen Weingüter verpachtet. Ein kleines Holzhaus im Klostergelände ließen die Nonnen in den siebziger Jahren als Begegnungshalle einrichten, um Treffen mit Gruppen von Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen besser zu ermöglichen.
Nicht so sehr die „Stabilitas loci“[1] (bezogen auf den Ort als solchen), als vielmehr das immer neue Aufbrechen und Suchen prägten stark das Leben der Trierer Benediktinerinnen, die im Laufe ihrer Geschichte sieben Mal von Ort zu Ort ziehen mussten:
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1875: Flucht von Trier nach Bettemburg (Luxemburg)
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1883: Umzug nach Peppingen (Luxemburg)
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1888: Rückkehr nach Trier
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1922: Umzug nach Kürenz
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1944: Evakuierung nach Wintrich
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1945: Nach der völligen Zerstörung des Klosters, Aufnahme bei den Vinzentinern in Trier
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1949: Rückkehr nach Kürenz.
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Die heutigen, besonders durch Nachwuchsmangel bedingten Schwierigkeiten sind auf den ersten Blick anderer Art, jedoch geht es gerade heute ebenfalls um immer wieder neu gewagten Aufbruch und beharrliches Suchen. Wohin der Weg geht, weiß letztlich niemand. Wir können nur nach bestem Wissen und Gewissen und nach beständigem Ringen um das Erkennen von Gottes Weg für uns, im Heute Weichen stellen für morgen, im Vertrauen, dass Gott mit uns geht. Ein bisschen zeichnet sich schon ein Weg erkennbar ab und zeigt sich eine Perspektive. Es bleibt spannend.
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Sicher ist: Die Gemeinschaft sieht sich mitten in dem großen Umbruch, der das „wandernde Gottesvolk“ und die Gesellschaft zur Zeit umtreibt. Durch Solidarität im Gebet sowie durch das Mitgehen mit den Menschen auf der Suche nach Orientierung – ein Weg, der für viele durch Einsamkeit und Wüste führt –, versuchen wir, der Erfahrung von Gottes Gegenwart unter den Menschen heute den Weg bereiten zu helfen.
[1] „Stabilitas loci“ heißt wörtlich „Beständigkeit des Ortes“. Gemeint ist, dass Benediktinerinnen und Benediktiner sich in der Profess (Gelübde) nicht nur an Christus binden, sondern auch an die konkrete Gemeinschaft vor Ort, und so Zeugnis geben von der Beständigkeit der Liebe Gottes.