Auferstehung – jetzt!

„Acht Tage darauf…“

Während einer ganzen Woche haben wir Ostern gefeiert.
Den Tag der Auferstehung, der nicht nur 24 Stunden hat,
sondern acht Tage umfasst.
Die Osteroktav, die heute endet,
die gesamte Woche des Feierns
ist ein Symbol für die neue, mit Jesu Auferstehung
angebrochene Zeit,
die voll ewigen Lebens ist.  


Jeder Sonnenaufgang – im wörtlichen oder übertragenen Sinn –
ein Symbol für die neue Zeit.
Jeder Lichtstrahl weist auf sie,
so wie das Foto dieses Sonnenaufgangs,
das unsere Sr. Stephanie am Ostermorgen
von einem unserer Fenster aus aufgenommen hat,
und das wir gern mit Euch teilen:

Auferstehung – schon jetzt, ab sofort!

Ein Gedanke aus unserer Osternachtfeier
von unserem Zelebranten,
Prälat Dr. Rainer Scherschel,
den wir ebenfalls gern mit Euch teilen:

„Im Brief des heiligen Apostels Paulus an die Römer (Röm 6,3-11), lesen wir einen eigenartigen Satz: ‚Wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir…‘ und jetzt stutzt man, denn man erwartet: so sollen auch wir einmal von den Toten auferweckt werden. Aber so steht nicht da. Vielmehr heißt es: ‚so sollen auch wir in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln‘. Das bedeutet doch: schon jetzt, ab sofort, und nicht erst, wenn wir gestorben sein werden und durch Gottes Wirken einmal in ferner Zukunft zum Leben auferweckt werden.“

„Ab sofort“ – wie sollten diese Worte
nicht in uns nachklingen!
„Ja, Herr Schabowski, ab wann denn?“
fragte am 9. November 1989 ein Journalist
auf der berühmten Pressekonferenz der Noch-DDR
in Ost-Berlin, als Schabowski die neue Reisefreiheit
für die Bürger der DDR verkündete.
„Nach meiner Erkenntnis – ab sofort, unverzüglich!“
antwortete dieser dem verdutzten Publikum,
während er etwas nervös in seinen Unterlagen blätterte.
Worte, die nach Freiheit schmeckten,
Worte, die Mauern niederrissen.
Ein lichtvoller Moment unserer Geschichte,
getragen vom Netzwerk der Sehnsucht nach Freiheit,
der Kerzen und Gebete so vieler Menschen.  
Die aber hatten ihren Ursprung  
nicht in Verhandlungssälen und Pressekonferenzen,
sondern in der größten Revolution aller Zeiten,
die „Ostern“ heißt.

„Revolvit lapidem et sedebat super eum“.
„Er
[der Engel, der die Auferstehung verkündete]
rollte den Stein vom Grabe und setzte sich darauf.“
So singt ein Osterchoral die Worte des Evangeliums
in einer wundervollen gregorianischen Melodie,
die im Wort „revolvit“ (rollte)
die Tonfolge in einer kleinen Sequenz
leicht und heiter abrollen lässt
und so in aller Ruhe das Wegrollen des Steines
eindrücklich nachempfindet.

Kein Chaos, keine Explosion,
keine Gewalt, kein Durcheinander.
Der Todesstein wird einfach „weggerollt“.
Die Liebe setzt sich durch
gegen den Tod.

Wie nebenbei erzählt uns das Evangelium,
der Auferstandene habe das Grab „ordentlich“ zurückgelassen,
das Schweißtuch sorgfältig zusammengefaltet
an einer besonderen Stelle.
Auf dieses scheinbar unbedeutende Detail
machte uns am Ostermorgen
P. Dr. Jürgen Riegel SAC in seiner Predigt aufmerksam:

„Die vollkommene Ordnung im Grab lässt es gar nicht zu, zu vermuten, dass hier Grabräuber am Werk gewesen sind, denn kein Einbrecher und somit auch kein Grabräuber räumt ja erst noch auf, bevor er geht, sondern normalerweise wird der Platz, den er hinterlässt, in einem kompletten Durcheinander gelassen. Das aber ist hier nicht der Fall.“

Ostern bringt unsere Welt nicht durcheinander.
Ostern wirft unsere Ordnung nicht um.
Ostern ereignet sich mittendrin,
der „Einbruch Gottes in die physische Welt,
der alles verändert“
,
wie P. Riegel weiter sagte,
aber eben nicht chaotisch,
nicht explossiv,
sondern still und behutsam.
Liebevoll,
denn um Liebe geht es.

Auch mitten in der Pandemie
bricht Gott ein in unsere Welt.
Ostern durchdringt die Wirklichkeit,  
taucht sie in ein neues Licht,
leitet sie langsam in eine neue Ordnung über,
die Ordnung der Liebe,
die Ordnung des „Himmelreichs“,
ins Licht der bedingungslosen Liebe Gottes,
die uns Menschen NIE aufgibt,
der JEDER Mensch unendlich kostbar ist.

Über den Tod hinaus.

Glauben wir das?
Schon jetzt, ab sofort?
Oder brauchen wir noch Zeit?

Gott hat Zeit.
Aber bleiben wir dabei,
kommen wir wieder dazu,
auch als Zweifelnde.
Damit wir berührt werden können
vom DU des Auferstandenen,

wenn DU kommst, mein Herr und Gott.  

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