Mittragen

Was derzeit überall an Hilfe geschieht, verdient es, in einer Weltchronik aufgeschrieben zu werden. Es ist zum Teil heldenhaft, unter Einsatz des eigenen Lebens – ohne dass sich die Betroffenen als Helden fühlen würden: Krankenschwestern und Pfleger, Ärzte, Sanitäter, Reinigungskräfte in Krankenhäusern – sie alle stehen an vorderster Front und sind nicht nur ständig dem Stress und dem Elend, das sie sehen, sondern auch der Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus ausgesetzt. Und nicht zu vergessen die Angestellten in Supermärkten und die vielen Menschen, die für ältere Nachbarn, für obdachlose Mitmenschen und andere Bedürftige da sind.

Es gibt natürlich auch das andere: dass Menschen nur an sich denken – angesichts der Bedrohung erst recht. Die Coronakrise bringt ans Licht, was im Menschen ist. Manche tun ihren Dienst nur, weil sie gezwungen sind. Sie tun es widerwillig, ohne Herz.

Von Simon von Zyrene erfahren wir nicht, mit welcher Haltung er Jesus half, das Kreuz zu tragen. Die Evangelien erzählen nur, dass er dazu gezwungen wurde. Ob er sich gewehrt hatte, ob er es widerwillig tat oder Mitleid für Jesus empfand, wird nicht erzählt. Da er nur zufällig vorbei kam, kannte er Jesus vermutlich nicht. Dennoch ist diese Gestalt durch das Gebet des „Kreuzwegs“ in die Spiritualitätsgeschichte eingegangen und genießt eine gewisse Sympathie als ein Beispiel des Helfens, des Anteilnehmens, wo auch immer Menschen leiden. Diese Gestalt spiegelt wider, dass im Grunde auch Jesu Leiden selbst ein Leiden des Anteilnehmens ist, ein Mitgehen auf dem Leidensweg jedes Menschen dieser Welt.

Jesus, wenn wir an Deinem Leiden Anteil nehmen, nehmen wir an Deiner Liebe Anteil. Lass uns dazu weit offen sein. Lass uns erkennen, was das bedeutet, dass Du an unserem Leben und Leiden Anteil nimmst. Und hilf uns, gestärkt durch Deine Liebe, auch am Leben und Leiden unserer Mitmenschen Anteil zu nehmen, ihnen helfen, ihr Kreuz zu tragen. Sei gepriesen in Ewigkeit. Amen.

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